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Ein Geisterhaus

von Nora Bendzko

Eines Tages bauen wir ein Haus.

Dort gibt es keine Zeit. Alles wird vom eigenen Rhythmus bestimmt, und die Räume sind zum Sein, Atmen, Schreien. Depression ist kein Schandfleck auf der normweißen Wand, sondern darf als Gast am Tisch sitzen, neben dem anderen Psycho- und Behinderten-Kram. Die Teller quellen über von honigsüßer Zukunft.

Eine Hand der Fatima, gebieterisch blau, prangt auf der Eingangstür. Sie hält Unglück fern. Doch sorge dich nicht, keine Angst! Du bist nichts Böses, nur missverstanden.

Sei ruhig krank. Durchstreife das Geisterhaus deiner selbst, sicher in diesem, unserem Haus.

Es gibt keine Zeit.

Es gibt alle Zeit.


Nora Bendzko, Jahrgang 1994, ist eine in Wien lebende Dark-Fantasy-Autorin. Seit eineinhalb Jahren ist sie wegen Depression und Traumafolgestörung in Therapie und setzt sich nun noch liebevoller mit Geistern auseinander. Mehr auf: norabendzko.com

Eine Illustration in blau, die eine stilisierte Hand als Silhouette zeigt. In der Mitte der Handfläche ist ein geöffnetes Auge. Innerhalb der Finger sind Rankenpflanzen zu sehen. Eine davon endet in einem winzigen Gespenst.

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